Aus Albanien in ein Neuruppiner Medizinlabor

IQ Netzwerk unterstützt Menschen mit Migrationsgeschichte bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse

Neuruppin, 10. März 2021. 14 Jahre lang hatte Etleva Selmani bereits als Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin (MTLA) in einem Krankenhaus nördlich von Tirana gearbeitet, als sie ihrer albanischen Heimat den Rücken kehrte. 2019 kam sie nach Deutschland, in die Ostprignitz. Nach anderthalb Jahren als Hilfskraft in einem Medizinlabor kann sie nun wieder in ihrem Beruf als MTLA arbeiten. Unterstützt wurde sie auf dem Weg zur Anerkennung ihres Berufsabschlusses von der „Servicestelle berufliche Qualifizierung“ beim Verein „Kontakt Eberswalde“, einem Teilprojekt des Netzwerks IQ „Integration durch Qualifizierung“.

„Auch mit dem im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz bleibt die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte ein anspruchsvolles Unterfangen. Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse ist komplex. Hier benötigen Unternehmen sowie Migrantinnen und Migranten Beratung und Unterstützung“, erklärte Arbeitsminister Jörg Steinbach. Diese Hilfe bietet in Brandenburg unter anderem das vom Bundesarbeitsministerium geförderte IQ Netzwerk. „Diese Unterstützung trägt wesentlich zu einer erfolgreichen Integration der dringend benötigten Fachkräfte in den brandenburgischen Arbeitsmarkt bei“, hob der Minister hervor.

Neben rund 50 Pflegerinnen und Pflegern sowie Ärztinnen und Ärzten unterstützte die IQ Servicestelle im Jahr 2020 erstmals einige Medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten, darunter Etleva Selmani. Noch in Albanien hatte sie einen Antrag auf berufliche Anerkennung beim zuständigen Landesamt für Gesundheit in Zossen gestellt. In Deutschland angekommen, begann sie als Hilfskraft in einem Medizinlabor. Dort sammelte sie fachpraktische Erfahrung in Vorbereitung auf ihre Kenntnisprüfung, in der sie ihr theoretisches und praktisches Wissen nach europäischem Berufsstandard erfolgreich nachwies. Abgenommen wurde die Prüfung vom zugelassenen Bildungsträger, der Gesundheitsakademie Ernst von Bergmann in Potsdam. Als nun anerkannte MTLA war Etleva Selmani finanziell auch endlich in der Lage, für den Familiennachzug von Ehemann und Sohn nach Neuruppin zu bürgen. „Ich habe mir und meiner Familie damit einen großen Traum erfüllt“, sagt die Albanerin.

„Es sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die unsere Wirtschaft am Laufen halten. Doch auch in Brandenburg ist der aktuelle Personalbedarf oft nicht mehr zu decken. Ob in der Pflege, bei Neuansiedlungen oder beim Ausbau von Betriebsstätten: Wir benötigen in vielen Bereichen mehr ausländische Fachkräfte“, sagte Minister Steinbach.

Hintergrund:

Im brandenburgischen Gesundheitssektor ist der Bedarf an Fachkräften groß – außer in der Pflege auch in den selteneren Assistenzberufen wie der Medizinisch-technischen Laboratoriums- und Radiologieassistenz (MTLA und MTRA). Für Fachkräfte aus dem Ausland bedeutet der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt oft einen jahrelangen Prozess: Wer eine Ausbildung außerhalb der EU abgeschlossen hat, muss laut Berufsanerkennungsgesetz für eine Berufszulassung in Deutschland die fachliche und sprachliche Qualifikation nachweisen. Ob diese vorliegt, darüber entscheidet für MTLA in Brandenburg in jedem Einzelfall das Landesgesundheitsamt. Dort wird ein sogenannter Defizitbescheid ausgestellt, der eine Einreise zur Anerkennung und währenddessen eine Hilfstätigkeit im Berufsumfeld ermöglicht. So können sich die Fachkräfte auf die Kenntnisprüfung vorbereiten. Die „IQ Servicestelle berufliche Qualifizierung“ unterstützt die Fachkräfte dabei, informiert über den Ablauf, erklärt die Bescheide, vermittelt die Qualifizierungen und bietet Coaching.

Das IQ Netzwerk Brandenburg ist eines von 16 Landesnetzwerken des bundesweiten Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“, das auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationsgeschichte abzielt. Die Koordinierung des Landesnetzwerkes ist im Arbeitsministerium des Landes Brandenburg angesiedelt. Die IQ-Angebote sind kostenfrei.


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Das Förderprogramm IQ – Integration durch Qualifizierung wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.